Heikvaldo: Tango-Argentino - Erfahrungen

Heikvaldo: Das wahre Geschenk des Tango Argentino

(Kommentare: 0)

 

Was "bekomme" ich vom TA? Was gibt er mir? Was gebe ich? Was erwarte ich? Was erhoffe ich? Vom Tanz? Von der Musik? Vom Tanzpartner?

 

Derlei Fragen begegnen mir immer wieder. Natürlich stelle auch ich mir hin und wieder solche Fragen. Warum tanze ich den TA? Warum lerne ich ihn? Warum befasse ich mich so viele Stunden damit?

 

Als ich mit dem TA anfing, hatte ich mir diesbezüglich kaum - eigentlich gar keine - Gedanken dazu gemacht. Ich wollte einfach wieder Tanzen. Ansprüche an die Tanzpartnerin? Sie soll eben vom Alter und der Größe so halbwegs passen. Und sonst? Sonst hatte ich keine Erwartungen oder Wünsche. Nun, der TA hat mich gelehrt, dass ich mehr haben kann und mehr haben will.

 

Wer meinen Blogs bisher verfolgt hat, der hat von diesen - wie ich sie nenne - "magischen Momenten" gelesen. Diese Sekunden oder Minuten, in denen irgendwie alles anders ist. Diese Augenblicke in denen dein Universum zusammenschrumpft auf wenige qm Tanzfläche, auf eine Melodie und auf deinen Tanzpartner. Diese Augenblicke, in denen es keine anderen mehr gibt. Momente, in denen du dich "öffnest" oder "hingibst". So, als wenn du die sanfte Umarmung, die Sicherheit deines Partners, die Zärtlichkeit mit ihm/ihr genießt. Du fühlst dich einfach nur wohl. Alle Sorgen sind vergessen, kein Gedanke stört diese Harmonie. Diese Augenblicke, in denen du merkst, dass du wirklich lebst.

 

Sind es diese Momente, die wir als TA TänzerInnen suchen? Nun, solche Momente suchen wir wohl alle. Glücklich sind diejenigen, die sie auch finden. Aber am glücklichsten sind wohl diejenigen unter uns, die es dann auch bemerken. TA TänzerInnen müssen wohl eine gewisse Leidenschaft für diesen Tanz, für diese Musik empfinden. Und gute Tänzer haben das sicher auch. Die Fähigkeit solche Momente mit einem u.U. vollkommen fremden Menschen zu erleben ... das ist wohl auch die hohe Kunst des TA.

 

Leider kommt in solchen Diskussionen nun oft dieser erotische Unterton ins Spiel. Einmal sprach jemand mir gegenüber vom "Sextanz". Meiner Meinung nach, sind das aber Menschen die den TA entweder gar nicht tanzen oder Menschen, die den TA einfach "nur" tanzen, aber nicht erleben oder gar leben. Teils, weil sie es eben noch nicht erleben durften, es nicht können oder es gar nicht wollen. Von "echten" TA TänzerInnen habe ich derlei noch nie gehört.

 

Wie ist es, wenn ich als Mann meine Tanzpartnerin ganz nahe an mich heranlasse? Wenn ich ihr so nahe bin, dass ich ihren Atem spüre? Wenn ich so gefühlvoll mit ihr umgehe, dass ich jede Anspannung in ihr bemerke? Ist das dann erotisch? Wie ist es, wenn meine Hand auf ihrem Rücken liegt, ihr bei Drehungen sanft über denselben streicht (wobei ja eigentlich sie sich in meinem Arm dreht)? Dieser Moment, wenn ich in einer Sacada abrupt innehalte und wir uns tief in die Augen sehen. Ist das Erotik? Manche mögen diese Fragen jetzt mit "ja" beantworten. Ich habe mir diese Fragen beim Tanzen allerdings noch nie gestellt.

 

Zunächst einmal bin ich mir ziemlich sicher, dass es Tänzer gibt, die beim TA irgendetwas verwechseln. Also die Männer, bei denen nicht der Tanz im Vordergrund steht. Von derlei "verirrten Seelen" wird immer wieder berichtet. Mir bekannte Tangueras sind aber allesamt über dieses Phänomen überhaupt nicht begeistert. Und hier möchte ich mich dazu auch überhaupt nicht auslassen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine Frau relativ schnell den Unterschied beim TA spürt. Liegt meine Hand auf ihrem Rücken, um ihr Halt zu geben und um meine Führung "anzuzeigen" oder liegt sie dort aus einem anderen Grund?

 

Trifft zweites zu, dann wird sie den Tanz wohl nicht genießen. Vermutlich ist es ihr unangenehm. Sie wird sich verkrampfen. Und damit dürfte auch der Herr keinen Genuss daran haben (also zumindest, wenn diese beiden Seelen nicht auch außerhalb des TA etwas füreinander empfinden). Wenn sie aber genau spürt, dass ersteres zutrifft, dass du sie als Mann mit größtem Respekt behandelst und du versuchst mit ihr gemeinsam etwas Schönes - eben dieses magische - zu erschaffen, ja, dann könnte es auch so werden.

 

Ist meine Tanzpartnerin also ein Objekt der Begierde? Nein! Was sehe ich also in meiner Tanguera beim Tanz (die Betonung liegt hier auf "beim Tanz". Außerhalb der Tanzfläche mag das ganz anders aussehen. Aber ich würde sie nie beim TA "missbrauchen" um etwas zu bekommen, was sie mir sonst nicht geben möchte)?

 

Wenn ich das Glück habe, mit ihr die andere Hälfte von etwas zu bekommen, mit dem ich die nächsten Minuten oder die nächsten Tänze einen dieser "Magischen Momente" erlangen kann (darf), dann ist es für mich perfekt. Natürlich kann ich vorher nicht sagen, ob es passieren wird. Aber wenn es so ist, dann bin ich für diesen Moment einer der glücklichsten Menschen auf Erden. Und deshalb tanze ich Tango Argentino.

 

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Was "bekomme" ich vom TA? Was gibt er mir? Was gebe ich? Was erwarte ich? Was erhoffe ich? Vom Tanz? Von der Musik? Vom Tanzpartner?

 

Derlei Fragen begegnen mir immer wieder. Natürlich stelle auch ich mir hin und wieder solche Fragen. Warum tanze ich den TA? Warum lerne ich ihn? Warum befasse ich mich so viele Stunden damit?

 

Als ich mit dem TA anfing, hatte ich mir diesbezüglich kaum - eigentlich gar keine - Gedanken dazu gemacht. Ich wollte einfach wieder Tanzen. Ansprüche an die Tanzpartnerin? Sie soll eben vom Alter und der Größe so halbwegs passen. Und sonst? Sonst hatte ich keine Erwartungen oder Wünsche. Nun, der TA hat mich gelehrt, dass ich mehr haben kann und mehr haben will.

 

Wer meinen Blogs bisher verfolgt hat, der hat von diesen - wie ich sie nenne - "magischen Momenten" gelesen. Diese Sekunden oder Minuten, in denen irgendwie alles anders ist. Diese Augenblicke in denen dein Universum zusammenschrumpft auf wenige qm Tanzfläche, auf eine Melodie und auf deinen Tanzpartner. Diese Augenblicke, in denen es keine anderen mehr gibt. Momente, in denen du dich "öffnest" oder "hingibst". So, als wenn du die sanfte Umarmung, die Sicherheit deines Partners, die Zärtlichkeit mit ihm/ihr genießt. Du fühlst dich einfach nur wohl. Alle Sorgen sind vergessen, kein Gedanke stört diese Harmonie. Diese Augenblicke, in denen du merkst, dass du wirklich lebst.

 

Sind es diese Momente, die wir als TA TänzerInnen suchen? Nun, solche Momente suchen wir wohl alle. Glücklich sind diejenigen, die sie auch finden. Aber am glücklichsten sind wohl diejenigen unter uns, die es dann auch bemerken. TA TänzerInnen müssen wohl eine gewisse Leidenschaft für diesen Tanz, für diese Musik empfinden. Und gute Tänzer haben das sicher auch. Die Fähigkeit solche Momente mit einem u.U. vollkommen fremden Menschen zu erleben ... das ist wohl auch die hohe Kunst des TA.

 

Leider kommt in solchen Diskussionen nun oft dieser erotische Unterton ins Spiel. Einmal sprach jemand mir gegenüber vom "Sextanz". Meiner Meinung nach, sind das aber Menschen die den TA entweder gar nicht tanzen oder Menschen, die den TA einfach "nur" tanzen, aber nicht erleben oder gar leben. Teils, weil sie es eben noch nicht erleben durften, es nicht können oder es gar nicht wollen. Von "echten" TA TänzerInnen habe ich derlei noch nie gehört.

 

Wie ist es, wenn ich als Mann meine Tanzpartnerin ganz nahe an mich heranlasse? Wenn ich ihr so nahe bin, dass ich ihren Atem spüre? Wenn ich so gefühlvoll mit ihr umgehe, dass ich jede Anspannung in ihr bemerke? Ist das dann erotisch? Wie ist es, wenn meine Hand auf ihrem Rücken liegt, ihr bei Drehungen sanft über denselben streicht (wobei ja eigentlich sie sich in meinem Arm dreht)? Dieser Moment, wenn ich in einer Sacada abrupt innehalte und wir uns tief in die Augen sehen. Ist das Erotik? Manche mögen diese Fragen jetzt mit "ja" beantworten. Ich habe mir diese Fragen beim Tanzen allerdings noch nie gestellt.

 

Zunächst einmal bin ich mir ziemlich sicher, dass es Tänzer gibt, die beim TA irgendetwas verwechseln. Also die Männer, bei denen nicht der Tanz im Vordergrund steht. Von derlei "verirrten Seelen" wird immer wieder berichtet. Mir bekannte Tangueras sind aber allesamt über dieses Phänomen überhaupt nicht begeistert. Und hier möchte ich mich dazu auch überhaupt nicht auslassen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine Frau relativ schnell den Unterschied beim TA spürt. Liegt meine Hand auf ihrem Rücken, um ihr Halt zu geben und um meine Führung "anzuzeigen" oder liegt sie dort aus einem anderen Grund?

 

Trifft zweites zu, dann wird sie den Tanz wohl nicht genießen. Vermutlich ist es ihr unangenehm. Sie wird sich verkrampfen. Und damit dürfte auch der Herr keinen Genuss daran haben (also zumindest, wenn diese beiden Seelen nicht auch außerhalb des TA etwas füreinander empfinden). Wenn sie aber genau spürt, dass ersteres zutrifft, dass du sie als Mann mit größtem Respekt behandelst und du versuchst mit ihr gemeinsam etwas Schönes - eben dieses magische - zu erschaffen, ja, dann könnte es auch so werden.

 

Ist meine Tanzpartnerin also ein Objekt der Begierde? Nein! Was sehe ich also in meiner Tanguera beim Tanz (die Betonung liegt hier auf "beim Tanz". Außerhalb der Tanzfläche mag das ganz anders aussehen. Aber ich würde sie nie beim TA "missbrauchen" um etwas zu bekommen, was sie mir sonst nicht geben möchte)?

 

Wenn ich das Glück habe, mit ihr die andere Hälfte von etwas zu bekommen, mit dem ich die nächsten Minuten oder die nächsten Tänze einen dieser "Magischen Momente" erlangen kann (darf), dann ist es für mich perfekt. Natürlich kann ich vorher nicht sagen, ob es passieren wird. Aber wenn es so ist, dann bin ich für diesen Moment einer der glücklichsten Menschen auf Erden. Und deshalb tanze ich Tango Argentino.

 

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