Heikvaldo: Tango-Argentino - Erfahrungen

Heikvaldo: Alle Maschinen STOPP - nichts geht mehr

(Kommentare: 0)

 

Jetzt habe ich mich gerade wieder dabei erwischt. Ich habe es schon wieder getan. Anstatt zu tanzen, sitze ich da und genieße die Musik. Gibt es das? Die Musik ist zu schön, um zu tanzen? Aber kann das wirklich sein? Ich bin doch hier, um zu tanzen?!?

 

Es sind ziemlich alte Aufnahmen. Donato von 1940. Was mir früher (also noch vor meiner TA-Zeit) eher das Ohrenschmalz zum Kochen, den mein Beine oder gar mein Herz in Bewegung gebracht hätte, versetzt mich heute schon einmal in einen Zustand, den man wohl am besten mit "verzückt" beschreiben könnte.

 

In einer der letzten Ausgaben der Tangodanza als "Schrummeltango" abgetan, möchte ich diese Aufnahmen gar nicht unbedingt in neuer, digitaler Abmischung hören. Diese alten Aufnahmen haben auch einen eigenen Charme. Für einen Nicht-TA-Tänzer ist das vielleicht schwer zu verstehen. Ein ähnliches Phänomen ist mir bei alten Grammophonaufnahmen mit Opernarien begegnet.

 

Vor nicht allzu langer Zeit dachte ich ja, es ist Feigheit. Aber es sind gar keine Frauen in der Nähe. Ich könnte also gar nicht tanzen. Nein, ich will wirklich nur zuhören und genießen. Tja, und dann passiert mir das neuerdings auch während einer Milonga. Und die (Tanz-)Angebote werden immer eindeutiger. Aber ich "zicke" herum und lehne jedes Tanzangebot ab.

 

Ob ich vielleicht 'mal zwei Aspirin ... wird wohl auch nicht helfen. Will ich das überhaupt? Brauche ich Hilfe? Ich bin ein Tänzer, der die Musik interpretiert. Ich höre etwas und meine Beine und mein Körper machen daraus Bewegungen. Ich tanze. Der ein oder anderen Frau ist das schon einmal mit mir passiert. Mitten in der Tanda bleibe ich stehen. Und irgendwie geht nichts mehr. Das aktuelle Lied "spricht" nicht zu mir.

 

Ich höre "nichts". Natürlich läuft die Musik weiter. Doch in meinem Körper kommt nichts an. Lediglich die Ohren sind aktiv und "nehmen auf". Aber es wird nichts daraus. Die Musik enthält für mich nichts. Also kann ich auch nichts tanzen. Ist ein bisschen blöd. Für meine jeweilige Tanzpartnerin. Ich kann damit leben. Denn schließlich ist TA ein Interpretationstanz. Und ich habe in diesem Moment eben nichts zu interpretieren.

 

Bin ich dann neidisch auf die anderen Tänzer? Die verstehen ja offensichtlich die Musik in diesem Moment. Oder hören sie gar nicht zu? Tanzen sie einfach? Für mich ist Zeit, Platz zu nehmen. Alles andere wird nur noch ein "Gestolper". Keine Harmonie. Kein "echter" TA. Jedenfalls nicht für mich.

 

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Jetzt habe ich mich gerade wieder dabei erwischt. Ich habe es schon wieder getan. Anstatt zu tanzen, sitze ich da und genieße die Musik. Gibt es das? Die Musik ist zu schön, um zu tanzen? Aber kann das wirklich sein? Ich bin doch hier, um zu tanzen?!?

 

Es sind ziemlich alte Aufnahmen. Donato von 1940. Was mir früher (also noch vor meiner TA-Zeit) eher das Ohrenschmalz zum Kochen, den mein Beine oder gar mein Herz in Bewegung gebracht hätte, versetzt mich heute schon einmal in einen Zustand, den man wohl am besten mit "verzückt" beschreiben könnte.

 

In einer der letzten Ausgaben der Tangodanza als "Schrummeltango" abgetan, möchte ich diese Aufnahmen gar nicht unbedingt in neuer, digitaler Abmischung hören. Diese alten Aufnahmen haben auch einen eigenen Charme. Für einen Nicht-TA-Tänzer ist das vielleicht schwer zu verstehen. Ein ähnliches Phänomen ist mir bei alten Grammophonaufnahmen mit Opernarien begegnet.

 

Vor nicht allzu langer Zeit dachte ich ja, es ist Feigheit. Aber es sind gar keine Frauen in der Nähe. Ich könnte also gar nicht tanzen. Nein, ich will wirklich nur zuhören und genießen. Tja, und dann passiert mir das neuerdings auch während einer Milonga. Und die (Tanz-)Angebote werden immer eindeutiger. Aber ich "zicke" herum und lehne jedes Tanzangebot ab.

 

Ob ich vielleicht 'mal zwei Aspirin ... wird wohl auch nicht helfen. Will ich das überhaupt? Brauche ich Hilfe? Ich bin ein Tänzer, der die Musik interpretiert. Ich höre etwas und meine Beine und mein Körper machen daraus Bewegungen. Ich tanze. Der ein oder anderen Frau ist das schon einmal mit mir passiert. Mitten in der Tanda bleibe ich stehen. Und irgendwie geht nichts mehr. Das aktuelle Lied "spricht" nicht zu mir.

 

Ich höre "nichts". Natürlich läuft die Musik weiter. Doch in meinem Körper kommt nichts an. Lediglich die Ohren sind aktiv und "nehmen auf". Aber es wird nichts daraus. Die Musik enthält für mich nichts. Also kann ich auch nichts tanzen. Ist ein bisschen blöd. Für meine jeweilige Tanzpartnerin. Ich kann damit leben. Denn schließlich ist TA ein Interpretationstanz. Und ich habe in diesem Moment eben nichts zu interpretieren.

 

Bin ich dann neidisch auf die anderen Tänzer? Die verstehen ja offensichtlich die Musik in diesem Moment. Oder hören sie gar nicht zu? Tanzen sie einfach? Für mich ist Zeit, Platz zu nehmen. Alles andere wird nur noch ein "Gestolper". Keine Harmonie. Kein "echter" TA. Jedenfalls nicht für mich.

 

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