Heikvaldo: Tango-Argentino - Erfahrungen

Heikvaldo: (Tango-)Handwerk hat keinen goldenen Boden

(Kommentare: 0)

 

Ja, die guten Handwerker. Da wird geschoben, gedrückt, gedreht, gezogen. Mit Hingabe und Leidenschaft und unter Einsatz jeder Menge Kraft und Gewalt. Was im echten Leben - dem eines Handwerkers - sicher ehrenvoll ist, hat auf der Tanzfläche allerdings (glücklicherweise) nichts zu suchen.

 

Ich hatte darüber ja schon geschrieben. Jetzt begegnet mir wieder einmal ein Musterexemplar an schlechtem Beispiel. Die Frauen in meiner Umgebung gehen alle in Deckung, sobald besagter Tänzer sich nähert. Es gibt also anscheinend hier noch Klärungsbedarf.

 

Seinerzeit hatte ich geschrieben, dass der Führende die Folgende wie ein rohes Ei behandeln soll. Soweit ich es beurteilen kann, bevorzugen Frauen (die ja üblicherweise die Folgenden sind) eine sanfte(re) Behandlung. Wenn der Herr (als Führender) in der Lage ist, seine Führung OHNE Einsatz der Arme, ohne Gewaltanwendung zu übermitteln, besteht auch überhaupt kein Grund, seine Tanzpartnerin gewaltsam zu steuern.

 

Jetzt beobachte ich hier einen Tänzer, der ständig mit seinem rechten Arm an der Frau zieht ("jetzt dreh dich doch endlich") und schiebt ("jetzt in die andere Richtung"). Da ist weder von Eleganz, noch von Genuss etwas zu sehen. Ist eher rohe Gewalt. Körpereinsatz. Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wird versucht, der Gegenüber zu zeigen, was er will.

 

Und wenn es sein muss, dann wird auch der linke Arm eingesetzt. Wäre doch gelacht ... Ja, aber leider nur für den Mann. Die Frauen blicken doch eher leidend. Mit dieser Form der "Handwerkskunst" sollten eher Holzschnitzereien o.d. entstehen. Beim TA bitte nicht. Da leidet manchmal mehr als nur das Auge des Zuschauers.

 

Gut, am Anfang haben wir das wohl auch alle mehr oder weniger. Als Führender steht man zumindest am Anfang in dem Irrglauben, die Frau mittels Einsatz solcher Instrumente führen zu müssen. MITNICHTEN!

Wenn man(n) es richtig macht, dann braucht man(n) keinerlei Gewalt. Nicht einmal wirklich Kraft. Es geht eher von ganz alleine. Dreh als Führender deiner Oberkörper, lass die Arme dabei möglichst unbeteiligt und ... schwupp die wupps.

 

Geht doch. Die Frau soll eher spüren was er will, nicht gewaltsam fühlen müssen. Klar, muss auch erst einmal gelernt werden. Ist aber am Ende sicher wesentlich eleganter, schöner, sanfter. Also wird die Gefolterte zur nächsten Tanda aufgefordert. Kampfbereit steht sie da. Auf in die nächste Runde. Aber ich kämpfe nicht mit ihr. Ich beginne sanft zu tanzen. Mein Oberkörper dreht sich. Durch die eingegangene Verbindung (embrace) kann sie ja gar nicht anders als sich auch mit zu drehen. Sie spürt, irgendwas ist anders. Schließlich kann sie sich darauf einlassen.

 

Und am Ende zwei strahlende Gesichter. Tango ist KEIN Kampfsport! Ja ja, so ganz ohne Werkzeugkoffer zur Milonga. Das können sogar Handwerker ;-)

 

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Ja, die guten Handwerker. Da wird geschoben, gedrückt, gedreht, gezogen. Mit Hingabe und Leidenschaft und unter Einsatz jeder Menge Kraft und Gewalt. Was im echten Leben - dem eines Handwerkers - sicher ehrenvoll ist, hat auf der Tanzfläche allerdings (glücklicherweise) nichts zu suchen.

 

Ich hatte darüber ja schon geschrieben. Jetzt begegnet mir wieder einmal ein Musterexemplar an schlechtem Beispiel. Die Frauen in meiner Umgebung gehen alle in Deckung, sobald besagter Tänzer sich nähert. Es gibt also anscheinend hier noch Klärungsbedarf.

 

Seinerzeit hatte ich geschrieben, dass der Führende die Folgende wie ein rohes Ei behandeln soll. Soweit ich es beurteilen kann, bevorzugen Frauen (die ja üblicherweise die Folgenden sind) eine sanfte(re) Behandlung. Wenn der Herr (als Führender) in der Lage ist, seine Führung OHNE Einsatz der Arme, ohne Gewaltanwendung zu übermitteln, besteht auch überhaupt kein Grund, seine Tanzpartnerin gewaltsam zu steuern.

 

Jetzt beobachte ich hier einen Tänzer, der ständig mit seinem rechten Arm an der Frau zieht ("jetzt dreh dich doch endlich") und schiebt ("jetzt in die andere Richtung"). Da ist weder von Eleganz, noch von Genuss etwas zu sehen. Ist eher rohe Gewalt. Körpereinsatz. Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wird versucht, der Gegenüber zu zeigen, was er will.

 

Und wenn es sein muss, dann wird auch der linke Arm eingesetzt. Wäre doch gelacht ... Ja, aber leider nur für den Mann. Die Frauen blicken doch eher leidend. Mit dieser Form der "Handwerkskunst" sollten eher Holzschnitzereien o.d. entstehen. Beim TA bitte nicht. Da leidet manchmal mehr als nur das Auge des Zuschauers.

 

Gut, am Anfang haben wir das wohl auch alle mehr oder weniger. Als Führender steht man zumindest am Anfang in dem Irrglauben, die Frau mittels Einsatz solcher Instrumente führen zu müssen. MITNICHTEN!

Wenn man(n) es richtig macht, dann braucht man(n) keinerlei Gewalt. Nicht einmal wirklich Kraft. Es geht eher von ganz alleine. Dreh als Führender deiner Oberkörper, lass die Arme dabei möglichst unbeteiligt und ... schwupp die wupps.

 

Geht doch. Die Frau soll eher spüren was er will, nicht gewaltsam fühlen müssen. Klar, muss auch erst einmal gelernt werden. Ist aber am Ende sicher wesentlich eleganter, schöner, sanfter. Also wird die Gefolterte zur nächsten Tanda aufgefordert. Kampfbereit steht sie da. Auf in die nächste Runde. Aber ich kämpfe nicht mit ihr. Ich beginne sanft zu tanzen. Mein Oberkörper dreht sich. Durch die eingegangene Verbindung (embrace) kann sie ja gar nicht anders als sich auch mit zu drehen. Sie spürt, irgendwas ist anders. Schließlich kann sie sich darauf einlassen.

 

Und am Ende zwei strahlende Gesichter. Tango ist KEIN Kampfsport! Ja ja, so ganz ohne Werkzeugkoffer zur Milonga. Das können sogar Handwerker ;-)

 

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