Heikvaldo: Tango-Argentino - Erfahrungen

Heikvaldo: Abrazo oder Abrazo?

(Kommentare: 0)

 

"Back to the roots". Ich stehe also wieder (einmal) ganz am Anfang. Abrazo (die Umarmung). Hatten wir doch schon. Ja, aber ...

 

Vielleicht habe ich diesem Thema bisher noch nicht genug Beachtung geschenkt. Bisher war es das eher Offensichtliche, das Oberflächliche. Also der rein mechanische Akt. Arm hier, Hand da. Fertig. Die Umarmung ist aber mehr. Sie kann jedenfalls mehr sein. Sie ist ein Versprechen, ein Geschenk (an den Tanzpartner). Eine sehr vertraute Geste zwischen zwei Menschen (die sich u.U. noch nicht einmal kennen). Sie ist gleichzeitig Einladung und Zusage.

 

Wir haben uns gerade das gegenseitige Versprechen gegeben, miteinander zu tanzen. Jetzt stehen wir voreinander. Vielleicht sehen wir uns in die Augen. Ich kenne dich nicht, du kennst mich nicht. Vielleicht haben wir uns schon gegenseitig gesehen, vielleicht sogar beobachtet. Irgendwie bist du ja in meinen "Tangoradar" geraten. Aber oftmals haben wir noch nicht einmal miteinander gesprochen. Ich kenne deinen Namen nicht. Ich weiß nichts über dich. Außer, dass du jetzt genau vor mir stehst.

 

Vermutlich reden wir bereits vor dem Tanz miteinander. Ist wohl die einfachste Art mit diesem - wenn auch nur geringen - "Aufgeregtsein" fertig zu werden. Vielleicht sagst du mir deinen Namen. Vielleicht schweigst du auch. Das ist jedesmal anders. Und vorher weißt du nie wie es sein wird.

 

Und schon die erste Frage: wie wollen wir zusammen tanzen? Also "spreche" ich als Mann die "Einladung" aus. Ich reiche dir meine Hand. Aber ich gebe dir keine Nähe vor. Du sollst entscheiden. Was jetzt kommt ist so in ca. 90-95 % der Fälle die offene Tanzhaltung. Es ist unser erstes Mal. Wir sind uns fremd. Und Fremde lassen wir nicht in unseren "Wohlfühlraum". Also halten wir einen gewissen Abstand zueinander. Haben wir alle schon oft erlebt. Deshalb wollen wir uns auf die restlichen 5-10 % konzentrieren.

 

Du (die Frau) nimmst die Einladung an und gehst in die geschlossene Umarmung. Passiert bei Frauen, mit denen du das erste Mal tanzt, wohl eher selten. Vielleicht nach ein paar Tandas. Nach einigen gemeinsamen Milongas. Jetzt haben wir "Erfahrung" miteinander. Wir "kennen" uns, wir "vertrauen" uns. Aber es ist durchaus möglich, dass die Frau bereits beim allerersten Tanz diese Form wählt.

 

Und jetzt kann ich dir nur einen Rat geben: lass dir Zeit! Die Frau gibt dir so eine Art "Vorschusslorbeeren". Sie schenkt dir damit ja eine Art von Vertrauen. Sie begibt sich wortwörtlich in deine Hände und erwartet, dass du "gut" mit ihr umgehen wirst. Sie sagt: "ich bin bereit, es mit dir zu versuchen".

Also nehme ich die Frau in die Arme. Mein rechter Arm umschließt sie sanft und doch so "fest", dass sie sich sicher und wohl fühlt.

 

Und dann kommt der Punkt, den viele überspringen. Die meisten "rennen" jetzt los. Nein! Nachfühlen! Wie fühlt sie sich an? Passt alles? Zeit nehmen. Und schließlich "hole" ich mir die Musik dazu. Langsam den Gleichklang beider Körper suchen, sich harmonisieren. Und dann irgendwann (so nach gefühlten fünf Minuten :-)) setze ich vorsichtig den ersten Schritt. Denn die Zeit zwischen der Umarmung und dem ersten Schritt, die entscheidet, wie der Tanz werden wird.

 

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"Back to the roots". Ich stehe also wieder (einmal) ganz am Anfang. Abrazo (die Umarmung). Hatten wir doch schon. Ja, aber ...

 

Vielleicht habe ich diesem Thema bisher noch nicht genug Beachtung geschenkt. Bisher war es das eher Offensichtliche, das Oberflächliche. Also der rein mechanische Akt. Arm hier, Hand da. Fertig. Die Umarmung ist aber mehr. Sie kann jedenfalls mehr sein. Sie ist ein Versprechen, ein Geschenk (an den Tanzpartner). Eine sehr vertraute Geste zwischen zwei Menschen (die sich u.U. noch nicht einmal kennen). Sie ist gleichzeitig Einladung und Zusage.

 

Wir haben uns gerade das gegenseitige Versprechen gegeben, miteinander zu tanzen. Jetzt stehen wir voreinander. Vielleicht sehen wir uns in die Augen. Ich kenne dich nicht, du kennst mich nicht. Vielleicht haben wir uns schon gegenseitig gesehen, vielleicht sogar beobachtet. Irgendwie bist du ja in meinen "Tangoradar" geraten. Aber oftmals haben wir noch nicht einmal miteinander gesprochen. Ich kenne deinen Namen nicht. Ich weiß nichts über dich. Außer, dass du jetzt genau vor mir stehst.

 

Vermutlich reden wir bereits vor dem Tanz miteinander. Ist wohl die einfachste Art mit diesem - wenn auch nur geringen - "Aufgeregtsein" fertig zu werden. Vielleicht sagst du mir deinen Namen. Vielleicht schweigst du auch. Das ist jedesmal anders. Und vorher weißt du nie wie es sein wird.

 

Und schon die erste Frage: wie wollen wir zusammen tanzen? Also "spreche" ich als Mann die "Einladung" aus. Ich reiche dir meine Hand. Aber ich gebe dir keine Nähe vor. Du sollst entscheiden. Was jetzt kommt ist so in ca. 90-95 % der Fälle die offene Tanzhaltung. Es ist unser erstes Mal. Wir sind uns fremd. Und Fremde lassen wir nicht in unseren "Wohlfühlraum". Also halten wir einen gewissen Abstand zueinander. Haben wir alle schon oft erlebt. Deshalb wollen wir uns auf die restlichen 5-10 % konzentrieren.

 

Du (die Frau) nimmst die Einladung an und gehst in die geschlossene Umarmung. Passiert bei Frauen, mit denen du das erste Mal tanzt, wohl eher selten. Vielleicht nach ein paar Tandas. Nach einigen gemeinsamen Milongas. Jetzt haben wir "Erfahrung" miteinander. Wir "kennen" uns, wir "vertrauen" uns. Aber es ist durchaus möglich, dass die Frau bereits beim allerersten Tanz diese Form wählt.

 

Und jetzt kann ich dir nur einen Rat geben: lass dir Zeit! Die Frau gibt dir so eine Art "Vorschusslorbeeren". Sie schenkt dir damit ja eine Art von Vertrauen. Sie begibt sich wortwörtlich in deine Hände und erwartet, dass du "gut" mit ihr umgehen wirst. Sie sagt: "ich bin bereit, es mit dir zu versuchen".

Also nehme ich die Frau in die Arme. Mein rechter Arm umschließt sie sanft und doch so "fest", dass sie sich sicher und wohl fühlt.

 

Und dann kommt der Punkt, den viele überspringen. Die meisten "rennen" jetzt los. Nein! Nachfühlen! Wie fühlt sie sich an? Passt alles? Zeit nehmen. Und schließlich "hole" ich mir die Musik dazu. Langsam den Gleichklang beider Körper suchen, sich harmonisieren. Und dann irgendwann (so nach gefühlten fünf Minuten :-)) setze ich vorsichtig den ersten Schritt. Denn die Zeit zwischen der Umarmung und dem ersten Schritt, die entscheidet, wie der Tanz werden wird.

 

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