Heikvaldo: Tango-Argentino - Erfahrungen

Heikvaldo: Anfänger oder Fortgeschritten?

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Ich bezeichne mich ja selbst als Anfänger. Warum? Nun, ich fühle mich so. Ich habe erst ein paar Monate Erfahrung. Andere Jahre. Also bin ich ein Anfänger. Ich höre oft, es dauert Jahre bis man es halbwegs kann. Also bin ich ein Anfänger. Ich sehe denen, die es bereits deutlich besser können neidisch hinterher. Also bin ich ein Anfänger. Aber wann bin ich ein Fortgeschrittener?

 

Zunächst habe ich gelernt, dass Zeit weniger in Monaten zwischen Tanzbeginn und heute gemessen werden sollte, sondern eher in Tanzerfahrung seit dem Tanzbeginn. Wenn als zwei Personen zur gleichen Zeit mit dem Tanzen angefangen haben, der eine jeweils einmal pro Woche zu einer Unterrichtsstunde geht, der andere aber einmal pro Woche zum Unterricht geht, daneben noch eine Practica und eine Milonga besucht und sich auch noch privat mit dem Thema beschäftigt (und übt), dann (haben wir jetzt nicht nur einen extrem langen Satz ;-)) dürften beide nach einer gewissen Zeit unterschiedlich viel Erfahrung haben.

 

Vielleicht sollte ich meine Tanzerfahrung generell in Stunden, Tänzen oder verschiedenen Tanzpartnerinnen angeben???? Oder in "überlebten" Milongas? Oder in der Anzahl Körbe pro Monat (davon bin ich aber Gott sei Dank bisher noch verschont geblieben)? Dieser Quotient dürfte wohl mit der Erfahrung und dem Können abnehmen. Die Frauen sehen ja, was man(n) kann und wollen dann auch mit dir tanzen.

 

Nun bisher bin ich noch bei den Monaten geblieben. Denn das beschreibt mich ja als Anfänger. Und so möchte ich ja auch (noch) gesehen werden. Ich mache noch Fehler, mein "Figurenrepertoire" ist noch eingeschränkt, ich vertanze mich ab und zu, meine Führung und Haltung ist noch nicht perfekt ... Vielleicht ändere ich diese Angabe irgendwann einmal. Aber im Moment ist es so okay.

 

Gut, aber wann bin ich dann ein "Fortgeschrittener"? Kann ich diesen Tag einfach beziffern mit "in soundso viel Monaten"? Ich glaube nicht. Denn der Sprung vom Anfänger zum Fortgeschrittenen dürfte sich an etwas anderem orientieren als Zeit. Da spielt wohl eher das Verständnis des Tanzes eine Rolle. Die innere Reife. Die Ruhe beim Tanzen (bzw. bereits bei der Umarmung). Der Umgang mit dem Tanzpartner. Und sicher noch vieles mehr was ich heute noch gar nicht erkennen kann.

 

Viele werden den Status "Fortgeschritten" vermutlich auch niemals erreichen. Sie mögen ja in der Theorie weiterkommen. Sie haben die kompliziertesten Kombinationen mit mindestens 28 unterschiedlichen "Bewegungsmustern" im Repertoire. Sie kennen und "können" jeden möglichen Schritt. Kein Begriff aus der Tangowelt ist ihnen Fremd. "Ja klar, kann ich auch". Sie haben auch schon bei den verschiedensten 8und natürlich bei den berühmtesten) Lehrern Stunden genommen. Die Liste ihrer "Erfolge" ist endlos. Aber ...

 

Aber welch ein Leid befällt meine Augen, wenn ich mache Tänzer bei ihren korporalen Ergüssen beobachte? Welch Leid fügen sie ihren TanzpartnerInnen und der zuschauenden "Umwelt" zu? Sehe ich da Freude im Gesicht der Tänzer? Spüre ich die gemeinsame Harmonie dieser beiden Körper? Bereitet mir das Zuschauen Freude? Hmmmmh. Jedenfalls nicht immer.

 

Also werde ich für mich solange Anfänger bleiben, bis andere über mich sagen, dass es eine Freude ist, mir zu zusehen und eine noch größere Freude, mit mir zu tanzen. Dann ... aber nur vielleicht ... werde ich mich vielleicht als Fortgeschrittener bezeichnen.

 

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Ich bezeichne mich ja selbst als Anfänger. Warum? Nun, ich fühle mich so. Ich habe erst ein paar Monate Erfahrung. Andere Jahre. Also bin ich ein Anfänger. Ich höre oft, es dauert Jahre bis man es halbwegs kann. Also bin ich ein Anfänger. Ich sehe denen, die es bereits deutlich besser können neidisch hinterher. Also bin ich ein Anfänger. Aber wann bin ich ein Fortgeschrittener?

 

Zunächst habe ich gelernt, dass Zeit weniger in Monaten zwischen Tanzbeginn und heute gemessen werden sollte, sondern eher in Tanzerfahrung seit dem Tanzbeginn. Wenn als zwei Personen zur gleichen Zeit mit dem Tanzen angefangen haben, der eine jeweils einmal pro Woche zu einer Unterrichtsstunde geht, der andere aber einmal pro Woche zum Unterricht geht, daneben noch eine Practica und eine Milonga besucht und sich auch noch privat mit dem Thema beschäftigt (und übt), dann (haben wir jetzt nicht nur einen extrem langen Satz ;-)) dürften beide nach einer gewissen Zeit unterschiedlich viel Erfahrung haben.

 

Vielleicht sollte ich meine Tanzerfahrung generell in Stunden, Tänzen oder verschiedenen Tanzpartnerinnen angeben???? Oder in "überlebten" Milongas? Oder in der Anzahl Körbe pro Monat (davon bin ich aber Gott sei Dank bisher noch verschont geblieben)? Dieser Quotient dürfte wohl mit der Erfahrung und dem Können abnehmen. Die Frauen sehen ja, was man(n) kann und wollen dann auch mit dir tanzen.

 

Nun bisher bin ich noch bei den Monaten geblieben. Denn das beschreibt mich ja als Anfänger. Und so möchte ich ja auch (noch) gesehen werden. Ich mache noch Fehler, mein "Figurenrepertoire" ist noch eingeschränkt, ich vertanze mich ab und zu, meine Führung und Haltung ist noch nicht perfekt ... Vielleicht ändere ich diese Angabe irgendwann einmal. Aber im Moment ist es so okay.

 

Gut, aber wann bin ich dann ein "Fortgeschrittener"? Kann ich diesen Tag einfach beziffern mit "in soundso viel Monaten"? Ich glaube nicht. Denn der Sprung vom Anfänger zum Fortgeschrittenen dürfte sich an etwas anderem orientieren als Zeit. Da spielt wohl eher das Verständnis des Tanzes eine Rolle. Die innere Reife. Die Ruhe beim Tanzen (bzw. bereits bei der Umarmung). Der Umgang mit dem Tanzpartner. Und sicher noch vieles mehr was ich heute noch gar nicht erkennen kann.

 

Viele werden den Status "Fortgeschritten" vermutlich auch niemals erreichen. Sie mögen ja in der Theorie weiterkommen. Sie haben die kompliziertesten Kombinationen mit mindestens 28 unterschiedlichen "Bewegungsmustern" im Repertoire. Sie kennen und "können" jeden möglichen Schritt. Kein Begriff aus der Tangowelt ist ihnen Fremd. "Ja klar, kann ich auch". Sie haben auch schon bei den verschiedensten 8und natürlich bei den berühmtesten) Lehrern Stunden genommen. Die Liste ihrer "Erfolge" ist endlos. Aber ...

 

Aber welch ein Leid befällt meine Augen, wenn ich mache Tänzer bei ihren korporalen Ergüssen beobachte? Welch Leid fügen sie ihren TanzpartnerInnen und der zuschauenden "Umwelt" zu? Sehe ich da Freude im Gesicht der Tänzer? Spüre ich die gemeinsame Harmonie dieser beiden Körper? Bereitet mir das Zuschauen Freude? Hmmmmh. Jedenfalls nicht immer.

 

Also werde ich für mich solange Anfänger bleiben, bis andere über mich sagen, dass es eine Freude ist, mir zu zusehen und eine noch größere Freude, mit mir zu tanzen. Dann ... aber nur vielleicht ... werde ich mich vielleicht als Fortgeschrittener bezeichnen.

 

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